Schuljahr 2024/25
Pressebericht von Herbert Geissler
Das SchulTheater der Albert-Schweitzer-Gemeinschaftsschule bewahrte in der „Aschenputtel“-Inszenierung unter Regie von Anita Häringer-Haeußler die anrührenden Momente des Märchens – kulminierend in der Kombination aus Herzensreinheit, Resilienz gegen Mobbing und dem Hoffen auf ein Happy End seiner Hauptfigur – und durchsetzte die Szenen mit spannenden und humorvollen Ideen.
Auf diese Weise wurde aus dem altüberlieferten Stoff eine funkelnde, energiereiche, stetig vorwärtsstrebende Geschichte, die allen Altersstufen des vielköpfigen Publikums gerecht geworden sein dürfte. Dem kaum-satt-sehen-Können zugutekam die opulente Ausstattung: König und Königin in prächtigen Roben, Prinzessinnen sowie die Stiefschwestern samt Mutter beim Hofball in hinreißenden Abendkleidern; eine Fee, die in Charakter wie Outfit regenbogen-schillernd auftrat; prätentiös-seriös gekleidet der Tanzmeister und das Dichterlein und nicht zuletzt Aschenputtel, das in der Magdschürze wie im vom Publikum lauthals bewunderten Ballkleid bella figura machte.
Spritzig, zänkisch – und immer gut frisiert
Nach der am Schlagzeug von Florian Ganter rhythmisch akzentuierten weihnachtlichen Einstimmung hatte die „Fee dritter Kategorie“ Rosine (spritzig und mit Verve: Leonie Bräunlein) mit ihrem Gehilfen Fabius (wunderbar akkompagnierend: Lucy Kreuzaler)den Faden der Geschichte aufgenommen und ihn gleich mal verwickelt, da ihre Zauberkunst noch nicht prüfungsreif war. Beide beeindruckten durch ihren munteren Schlagabtausch ebenso wie durch ihre schön synchronisierte Tanzeinlage. Amüsant und einfallsreich schließlich war das Zusammenspiel per Video-Einblendung mit Magier Maris Siegin, der seiner Kollegin – Fee Rosine – aus der Patsche half und ein Ballkleid herbeizauberte.
Fettonella (Leni Meyer) und Arroganzia (Mila Stork) als Schwestern zankten und intrigierten lustvoll, dabei angestachelt von Luisa Zimmermann als ihrer Mutter, womit die drei das Klischee der „bösen Stieffamilie“ nuancenreich ausreizten. Niclas Hewel spielte den Ehemann als Pantoffelhelden ebenso überzeugend wie später den sich für seine Tochter mannhaft einsetzenden Vater von Aschenputtel. Ihm gereichte wie allen Darstellern zum Vorteil, dass Jessica Leber-Witzigmann und Imina Leber ihnen rollenunterstützend professionell „Masken und Frisuren“ anpassten.
Die Welt bei Hofe
Dass es in Palastgemächern nicht viel anders zugeht als in bürgerlichen Wohnungen, führten als Königin und König Rahel Ginter und David Hollerbach vor, die sich in „typischen“ ehelichen Diskussionen verhedderten, aus denen – „natürlich“ – stets sie siegreich hervorging … Als königlicher Bote beigesellt war ihnen Florian van den Dries, der in Haltung und Mimik höfische Contenance pur verkörperte.
„Tanzbein“ (köstlich nasalierend und lispelnd: Jürgen Haeußler) und „Federlein“ (ganz groß in ihrer Rolle: Frida Schreiber) brachten mit ihren konkurrierenden Werbungen für ihre jeweilige Kunstgattung immer wieder humoristische Farbtupfer in die Handlung.
Technik und Service
Präzise sorgten für Einstimmungen, Übergänge und Überraschungseffekte in der Technik Lucas Häringer, Djamila Seyfferth, Noah Bürkin und Domenico Greco; den Sprachfluss sicherte als Souffleuse Zoi Yousefi und den Ruhm für die Nachwelt dokumentierten an der Kamera Yannik Heißler und Finn Rara. Ein überaus ansehnlich gekleidetes (in Schwarz! Mit roter Fliege!) und höchst freundlich-aufmerksames Service-Team stand (im wahrsten Sinne des Wortes) stellvertretend für das Engagement einer großen, großen Helferschar.
Folglich mussten die Dankes-Eloge am Schluss wie der filmische Abspann lang sein, denn Unterstützung kam von so weitem Umfeld der Schule, dass der Zeremonienmeister beim Hofball Prominenz u. a. „aus Zähringen, Buchholz und dem wilden Tal“ anzukündigen hatte (Prinzessinnen: Jette Holzmann, Jana Günther, Emilia Winterhalter, Yenna Günther, Emilia Becker, Elina Vögele).
Happy End
Dieser Festabend gestaltete sich zur dramaturgischen Spannungsphase, in der der Prinz (fesch anzusehen und als erst abenteuerlustiger, dann Hals über Kopf verliebter Thronfolger souverän: Imina Leber) Aschenputtel verlor, aber auch zur Suche nach ihr animiert wurde. Die Titelrolle spielte Mira Keldermann ebenso realistisch als Herumgestoßene wie romantisch als Verliebte, dem Stück zwischendrin Elan und Pep durch tänzerische Soli einblendend (sie choreographierte selbst).
Zwei umjubelte Aufführungen wurden so zum Ausweis einer erfolgreichen, viele Talente zusammenführenden Initiative, die die „Gemeinschaft“ dieser Schule besonders prägt – und bei Mitwirkenden wie Zuschauenden Erinnerungen schuf, die noch lange nachhallen dürften. Die vorgezogene Weihnachts-Überraschung ist gelungen, doch ein Wunsch bleibt – es möge gelten: Nach dem Theater ist vor dem Theater! Text: Herbert Geisler